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Es ist Anfang März 2013. Wir verlassen Berlin Richtung Französisch-Polynesien. Über Zwischenstopps geht es nach Auckland. NASA Vorhersagen versprechen uns günstige Sonnenaktivitäten, nicht ganz unwichtig im Hinblick auf QRP-Betrieb.

Die Flugplatz- und Zoll/Sicherheitsbehörden?

Keine Probleme bei Ein- und Ausfuhr der Technik und leichtem Übergewicht. Ich erkläre mein Anliegen und Vorhaben: Ausbreitungsbedingungen im gegenwärtigen Sonnenzyklus testen, Knüpfen von Kontakten und dann das warum und wie der Ausbreitungswege.

Mein SG2020 soll es diesmal mit seinen max. 20 Watt richten bei den Versuchen von Inseln, Riffen und Atollen um Tahiti, Rangiroa und auf See an Bord der MS Aranui 3.

Als Antennen findet ein 6m Teleskop-Karbon-Fieberglas-Rohr, viel Draht, die Anpassungsbox Elecraft T1 und zusätzlich eine magnetische Loop Antenne Marke Eigenbau im Koffer ihren Platz.

1. Etappe:

In Auckland herrscht zunächst das große Schweigen auf den 10, 15, 17 und 20m Bändern um den 8.3.. Dann plötzlich starke VK-Signale. Antworten auf meinen 20 Watt Anruf. Die Angelrute ist am Fenster des Badezimmers festgeklemmt und funktioniert wider Erwarten besser als erwartet. Das baut auf und lässt auf weitere Erfolge hoffen. Nur eben, dann gilt absolutes Verbot für Baden, Duschen und Toilettenbesuch!

Mit einfachsten Mitteln gelingen die ersten Verbindungen mit Australien: VK2GWK (1KW!!), gibt mir 57. VK6WC bestätigt mir 56. Das baut auf, und lässt auf die Zukunft hoffen, auch mit QRP erfolgreich ab dem 16.3. die Marquesas (IOTA OC-027), ab dem 28.3. die Tuamotus (IOTA OC-066), ab dem 3.4. die „Inseln unter dem Wind“ (IOTA OC-046) aktivieren zu können. Ich höre unter anderem aus Europa: DL1DX, X4RJ mit Signalen um 51 bis 53, dann HL5KY, IW0HKH, IK2VFU, OE5OHO. Alle auf 20 m.

In den „toten“ Zeiten auf Kurzwelle sind Stadterkundung und Wanderungen auf den vorgelagerten Inseln vor Auckland angesagt.

2. Etappe:

Die erste Woche in Papeete auf Tahiti-Nui. Fast nur „Schweigen im Walde“. SM4PEL, XE1DYL mit 52... ZL1KY dagegen mit 59 ist unüberhörbar.

Dazwischen verleibt Zeit genug um Moorea, Bora Bora zu erkunden. Erste Kontakte beim Schnorcheln mit Mahi-Mahi, mit Haien und Rochen, mit Pilot- und Putzerfischen.

Wir gehen an Bord der Aranui 3, ein Fracht/Personenschiff, das auf einer 2-wöchigen Rundtour eine große Anzahl Inseln der Marquesas-Gruppe anfährt, eine Etappe von ca. 3000 km über Fakarava nach Nuku Hiva, Ua Huka, Hiva Oa, Fatu Hiva, Tahuata und Ua Pou.

Da, wo die Sterne für uns günstig stehen

Der Weg auf das oberste Deck ist frei, da, wo normalerweise der Heli landet. Störungen der Bordelektronik sind nicht wahrnehmbar. Meine 20 Watt verursachen auch keine  opfschmerzen, obgleich der Kapitän meint, früher hätte es einmal Probleme gegeben bei ähnlichen Versuchen, allerdings mit wesentlich höheren HF-Leistungen...

Die Vertikalantenne hat als Gegengewicht die große Metallfläche des Schiffes. Besser kann es gar nicht sein.

Auf Kurzwelle lösen sich ruhige Phasen...

... ab mit Momenten höchster Anspannung. Am 25.3. gelingt der erste Kontakt mit Europa: F5UKW, ein OM, der früher in Polynesien lange Zeit aktiv gewesen war. Ansonsten konnte ich immer nur Verbindungen anderer pazifischer Stationen mit Europa, mit DL, verfolgen. Am 29.3. Pazifik-Kontest, bei dem ich gegen die Kilowatt der Kollegen nicht ankomme. Am 2.4. Superbedingungen. OMs aus ZL und VK geraten über ihre Europa Verbindungen ins Schwärmen. Wer wird da nicht neidisch?

Daneben oft entmutigende Beobachtungen, wenn ich nur Stationen mit 1 bis 2 KW höre, die bei mir mit S5 hereinkommen. Nicht einmal die bekannten starken Signale von Radio China sind zu vernehmen. Die Alternative? Darf es ein Landgang sein? Schnorcheln?

Am 31.3. der große Coup, der Höhepunkt der Tour: Eine Dreiecksverbindung zwischen FO5PN, Patrick aus Raiatea und DL5RBW, Raum München. Versucht man im Nachhinein den Ausbreitungsweg zu analysieren, dann bietet die Theorie als wahrscheinlichsten Übertragungsweg an: Bei vertikaler Strahlung Reflektion zunächst an sporadischer E-Schicht für den „Nahbereich“. Ein anderer Teil des Signals über „Chordal-Hop“ zwischen E und F, um über den halben Erdball nach Europa zu gelangen.

Bei vielen Amateuren aus der pazifischen Region, die in Australien und den USA mit 1 bis 2 KW, 6 Element Monoband-Beams, Long John und ähnlichen Gebilden in der Luft sind, rufen meine QRP-Versuche freudiges bis ungläubiges Staunen hervor.

Ein pazifisches Netz auf 21.413 MHZ mit K7UAC und VK7FRG ist ab und zu aufzunehmen. Einige OMs sind für schwache Signale gerade der /p- und /mm Stationen sehr aufgeschlossen und übernehmen freundlicherweise „Hebammen“-Aufgaben, wie am 31.3. auf 14.206 MHZ bei meinem QSO mit DL5RBW.

3. Etappe auf den Tuamotus:

Auf dem Rangiroa-Atoll: Es gelingt mit einem kräftigen Wurf einen 12m-Langdraht in eine Palme zu schleudern und viele Meter „Gegengewichte“ am Boden auszubreiten. Wieder wechseln sich Tage tiefsten Schweigens ab mit plötzlich interessanten Verbindungen. Langsam trifft man sich wieder, OMs aus Samoa, Tonga, Rarotonga wie E51JD...

Ich bin nicht der einzige QRPler. Da ist E51DXX mit 10 Watt sowie KC2IOV/mm, eine Single-Dame auf einem Segler auf ihrer Runde um die Welt.

An den ruhigen Tagen sind wieder Schnorchel- und Phototouren angesagt, Boots-Fahrten zu den Riffen, Wandern, Aufbruch zu neuen Ufern,

zu den kleinen „motus“, zum Außenriff, oder zur „Blue Lagoon“. Haie füttern...

und Rochen streicheln.

4. Etappe:

Auf Tahiti-Iti, der „Halbinsel“ südlich von Tahiti-Nui kann sich wieder die Angelrute bewähren. Diesmal westliche Hanglage mit den örtlichen Vulkanen (ruhig!) im Rücken. Es klappt wieder mit Samoa, 5W0W, Tonga, A3EAQ und Rarotonga, unseren nächsten Nachbarn.

Krönender Abschluss am 7.4. kurz vor dem Abbau der Anlage, letztes Treffen auf 14.183 MHZ mit A3EAQ u.a. sowie der QRPler Runde mit E51JD, E51DXX.

In vielen Fällen waren anfangs gute Verbindungen mit Signalen um S7 nach einigen Minuten ziemlich instabil. Ich hörte viele USA Stationen. Sogar N7ZVI aus Arizona, zwischen Flagstaff und Sedona, ein „alter“ Bekannter aus meiner Grand-Canyon-Zeit, konnte ich wiedertreffen.

Auffallend die vielen „anonymen“ Aktivitäten unterhalb von 28 MHZ. Ich hörte dort Englisch mit australischem Akzent, in SSB. Wer das wohl war? Mit welchen Antennen, und Leistungen? Wieder einmal: Die CB-Bänder sind belebt, der KW-Amateurfunkbereich auffallend ruhig. Muss das so sein?

Fazit der 2013-Pazifik-Tour.

Trotz bescheidener Sonnenaktivitäten: Der Betrieb von einer großen horizontalen Metallfläche an Bord eines Frachtschiffes mitten im Pazifik ist eine einmalige Gelegenheit für Low-
Power-Experimente, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

 

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Den Reisebericht als PDF-Datei

 

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